FGM/C
Weibliche Genitalverstümmelung/-beschneidung ist eine schädliche Praxis, bei der die äußeren Genitalien eines Mädchens ganz oder teilweise entfernt oder verletzt werden, ohne das es dafür einen medizinischen Grund gibt. Im internationalen Umfeld hat sich dafür die englische Bezeichnung Female Genital Mutilation/Cutting oder kurz FGM/C durchgesetzt. Es handelt sich dabei um eine gesellschaftliche Konvention und Tradition, die keine Wurzeln in einer bestimmten Religion oder Weltanschauung hat. Sie gilt in manchen Gesellschaften als notwendiger Teil der Erziehung eines Mädchens und als Vorbereitung auf das Erwachsensein, die ihm eine gute Ehe sichert. Aufgrund von gesellschaftlichen Normen stehen Eltern unter Druck, ihre Töchter dieser hochgefährlichen Praxis auszusetzen. Es handelt sich um ein globales Problem, das in über 90 Ländern in Afrika, Asien, dem Nahen Osten und in Diaspora-Gemeinschaften weltweit auftritt. Nur 30 Länder melden nationale Daten darüber, wie viele Mädchen und Frauen beschnitten wurden. In der Regel werden Mädchen vor ihrem fünfzehnten Lebensjahr diesem Eingriff unterzogen, obwohl dies zwischen verschiedenen Gemeinschaften variiert und auch später geschehen kann. Weltweit sind mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen betroffen. (UNFPA) FGM/C ist von keiner Religion vorgeschrieben und hat keine gesundheitlichen Vorteile. Ganz im Gegenteil, die Praxis kann lang anhaltende körperliche und psychische Schäden verursachen und sogar zum Tod führen.
Die Praxis wird international als Verletzung der Menschenrechte von Mädchen und Frauen anerkannt. Sie spiegelt tief verwurzelte Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern wider und stellt eine extreme Form der Diskriminierung von Mädchen und Frauen dar. Sie wird fast immer an Minderjährigen vorgenommen und verstößt gegen die Rechte von Kindern. Die Praxis verletzt auch das Recht einer Person auf Gesundheit, Sicherheit und körperliche Unversehrtheit, sowie das Recht, frei von Folter und grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung zu sein, sowie das Recht auf Leben, wenn der Eingriff zum Tod führt. (WHO)
Es gibt aber Hoffnung! Eine Welt ohne FGM/C ist möglich.
Orchid Project setzt sich für die Beendigung von FGM/C ein, indem es durch Forschung eine Wissensbasis aufbaut, die Kapazitäten von bahnbrechenden Basisorganisationen auf der ganzen Welt stärkt und Wissen und bewährte Verfahren austauscht, um den Wandel zu beschleunigen. Darüber hinaus setzen wir uns bei Regierungen und führenden Politiker:innen weltweit dafür ein, dass der Abschaffung von FGM/C Priorität eingeräumt wird. Einer der effektivsten Wege, die nachhaltige Abschaffung von FGM/C zu unterstützen, ist ein vorurteilsfreier, menschenrechtsorientierter Ansatz, der es den Gemeinschaften ermöglicht, sich für die Beendigung der Praxis zu entscheiden. Die Erfahrung hat uns gelehrt, wie solche Veränderungen an der Basis stattfinden: Sobald eine ganze Gemeinschaft ihre grundlegenden Menschenrechte kennt und durch Aufklärung den Schaden versteht, den FGM/C bei Mädchen und Frauen verursacht, werden sich viele dieser Gemeinschaften dafür entscheiden, diese Praxis abzuschaffen.
Wo findet FGM/C statt?
FGM/C ist ein weltweites Menschenrechtsproblem, von dem Mädchen, Frauen und Gemeinschaften in über 90 Ländern in Afrika, Asien, dem Nahen Osten, Amerika, Europa und Ozeanien betroffen sind.
Mehr Informationen gibt es auf der Website der FGM/C Research Initiative.


Gemeinsam FGM/C beenden:
Investitionen, die Leben retten
Weibliche Genitalverstümmelung/-beschneidung bleibt in vielen Ländern eine weitverbreitete Praxis – mit verheerenden Folgen für Millionen von Mädchen und Frauen. Um diese schwere Menschenrechtsverletzung zu beenden, braucht es nicht nur Engagement, sondern auch gezielte Investitionen.
Zwischen 2022 und 2030 werden in 31 Ländern mit hoher Prävalenz etwa 2,75 Milliarden US-Dollar benötigt, um FGM/C wirksam zu bekämpfen. Doch aktuell stehen lediglich 300 Millionen US-Dollar an Entwicklungshilfe zur Verfügung – ein massives Defizit.
Dabei lohnt sich jeder investierte Dollar: Die wirtschaftlichen Vorteile der Prävention belaufen sich auf rund 27,9 Milliarden US-Dollar im Zeitraum 2022 bis 2050. Gleichzeitig entstehen den Gesundheitssystemen jährlich 1,4 Milliarden US-Dollar an Kosten für die Behandlung der Komplikationen von FGM/C. Das sind Kosten, die durch Prävention vermeidbar wären.
Durchschnittlich braucht es 95 US-Dollar um einen Fall von FGM/C zu verhindern.
Eine ausreichende finanzielle Unterstützung ist entscheidend, um FGM/C weltweit zu beenden – dauerhaft und nachhaltig.